Schauspiel H A M L E T
Tiroler Landestheater Innsbruck Grosses Haus Premiere 29.09.2001
Hamlet von William Shakespeare

HAMLET: Etwas ist faul im Staate Dänemark
Regie: Klaus Rohrmoser
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¥ Das Rache-Thema lag in der Luft, als 1601 in London die Uraufführung von Hamlet stattfand: im Februar des Jahres war Graf Essex als Verschwörer gegen den Staat hingerichtet worden. Die Verschwörer waren dafür eingetreten, daß Jakob, der Sohn Maria Stuarts, der Nachfolger der Königin Elisabeth werde; und pikanterweise war Maria Stuarts Gatte einst von Lord Darnley ermordet worden, der gleich darauf die Witwe ehelichte. In Shakespeares Tragödie erhält Hamlet vom Geist seines Vaters den Auftrag, dessen Tod zu rächen: der eigene Bruder hat ihn vergiftet und die Witwe des Königs geheiratet. Doch nicht die Rache ist das eigentliche Thema der Tragödie; vielmehr wird der Racheauftrag für ihren Helden zum Auslöser einer Erschütterung seines Selbstbildes, seiner Beziehungen, seines Platzes im Kosmos.
Zahllose, sehr unterschiedliche Interpretationen haben dieses vieldeutige Werk Shakespeares zu einem Schlüsselstück der Neuzeit gemacht. Hamlet, der Intellektuelle, der Melancholiker, der Aufrührer, der Held, der Grübler, der Schöngeist, Hamlet, dargestellt von einer Frau... Übersetzungsfehler machten aus ihm einen verfetteten Jüngling, und aus "to a nunnery, go" (was zur damaligen Zeit auch "Freudenhaus" meinte) wurde das berühmte "Geh in ein Kloster, Ophelia!" Die Möglichkeiten einer Deutung scheinen unendlich. Bei jeder Aufführung wird Hamlet zu neuen Sichtweisen verführen.
"Hamlet ist wie ein Schwamm. Wenn man ihn nicht stilisiert oder antiquiert spielt, saugt er sogleich die ganze Gegenwart in sich auf. Es ist das eigenartigste aller Stücke, die je geschrieben wurden; eben wegen seiner Porosität, wegen seiner offenen Stellen." Jan Kott
Horatio...Margot Mayrhofer - Der Geist...Günter Gräfenberg - Claudius...Götz Burger - Gertrud...Johanna Lindinger
Hamlet...Christian Dolezal - Polonius...Oswald Fuchs - Laertes...Francesco Cirolini - Ophelia...Judith Keller
Rosenkranz...Gerhard Kasal - Güldenstern...Anton Gallmetzer - Voltimand...Michael Arnold - Franzisco...Gerhard Kasal - Bernardo...Stefan Riedl - Marcellus...Hans Horngacher - Schauspielkönig...Hans Horngacher
Schauspielkönigin...Francesco Cirolini - Lucianus/Hauptmann...Stefan Riedl - Prolog...Günter Gräfenberg
Ein Hofherr...Hans Horngacher - Zwei Clowns...Oswald Fuchs/Michael Arnold - Ein Pfarrer...Anton Gallmetzer
Osrick...Günter Gräfenberg

Presse: Das Gefühl der Rache in voller Länge
Porös: Die Möglichkeiten einer Deutung scheinen unendlich zu sein. Selbst als Hamlet auf der Bühne gestanden, wagt der Schauspielleiter des Tiroler Landestheaters, Klaus Rohrmoser, mit seiner Hamlet-Inszenierung Neues, das es sich lohnt anzusehen: Kein Thema hat Literaten und Musiker nach Shakespeares Tod so beschäftigt, wie das "Rachethema" des Hamlet.
In Shakespeares Tragödie erhält Hamlet vom Geist seines Vaters den Auftrag, dessen Tod zu rächen: der eigene Bruder hat ihn vergiftet und die Witwe des Königs geheiratet. Doch die Rache ist nicht das wirkliche Thema der Tragödie; vielmehr wird der Auftrag zur Racheausübung für den Helden Hamlet zum Auslöser einer Erschütterung seines Selbstbildes, seiner Beziehungen und seiner Position in der Welt und im ganzen Kosmos. Hamlet ist ein Schlüsselstück der Neuzeit und ein Stück, aus dem man immer und immer wieder lernen kann. Es ist der Spiegel einer menschlichen Seele.
"Shakespeare war der größte Poet, den Europa jemals hervorgebracht hat", schrieb Verdi einst an seinen Freund und Kollegen Arrigo Boito. Und was die Sprachgewandtheit als auch das Versmaß betrifft, war Shakespeare der führende Poet seiner Zeit.