19.05.2001 Tiroler Landestheater
Zur schönen Aussicht
Komödie in drei Akten
von Ödön von Horváth

Regie:
Klaus Rohrmoser

Bühne:
Ursula N.Miller


Das Hotel "Zur schönen Aussicht" hat schon bessere Tage gesehen; die Saison war schlecht, Hotelbesitzer Strasser steht kurz vor der Pleite. Sein Etablissement ist ein Hort verkrachter Existenzen - etwa der falsche Sektreisende Müller - und beherbergt zur Zeit nur zwei Gäste: den Spieler Emanuel von Stetten samt seiner abgetakelten Schwester Ada, die von sich sagt: "Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu." und die mit ihrem Geld alle beherrscht. In diese Halbwelt kommt Christine und konfrontiert Strasser mit den Folgen ihrer Vorjahresliaison: einem Kind. Sie will nun seine Frau und Hoteldirectrice werden. Mit beispiellosem Zynismus kommen seine "Freunde" Strasser zu Hilfe: Jeder behauptet, mit dem Mädchen etwas gehabt zu haben - bis sich herausstellt, daß Christine geerbt hat: Zehntausend Mark...
Horváth schrieb die schwarze Komödie Zur schönen Aussicht 1926. Die Stücke jener Ära vermitteln das Vorgefühl einer kommenden Apokalypse von Grausamkeit und Herzenskälte.

CHRISTINE:
Ich wäre noch gestern vielleicht gar ins Wasser gegangen, hätte mir nicht der liebe Gott geholfen.
STRASSER:
Was verstehst du unter "lieber Gott"?
CHRISTINE:
Zehntausend Mark.
(Stille.)


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