2007 Tiroler Landestheater Innsbruck, Büchner Georg: Dantons Tod, Klaus Rohrmoser als Danton
Klaus Rohrmoser als Danton - Bilder: Larl.

Dantons Tod von Georg Büchner Michael Gampe (Regie) - Mit Klaus Rohrmoser, Michael Pink, Gerhard Kasal - Tiroler Landestheater - Hervorragend! Montag, 01. Oktober 2007
Kinder des Saturn Von Martin Kolozs
"Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an", schreit Danton seinem Kontrahenten im Wohlfahrtausschuss, Robespierre, entgegen: "Dantons Tod" von Georg Büchner hatte in einer Inszenierung von Michael Gampe seine Premiere im Grossen Haus des Tiroler Landestheaters. Das Stück, welches in nur fünf Wochen des Jahres 1835 entstanden war, aber erst 1902 uraufgeführt wurde, ist ein politisch-theoretisches Essay in Dialogform, in welchem Büchner die selbstzerstörerische Gewalt der Französischen Revolution zum Sinnbild allen Scheiterns blinden Fanatismus macht. Regisseur Michael Gampe und Bühnenbildner Karl-Heinz Steck haben hierzu kongeniale Arbeit geleistet: In einem Bild von martialischer Grösse, das in Farbe und Material an eine Stahlfabrik, oder eine Fertigungshalle für Waffen, denken lässt, sitzen, stehen und liegen die Schauspieler, laufen aber niemals sinnlos umher, ja, sind in jedem Ablauf annähernd perfekt koordiniert, als glitten sie auf Schienen geradewegs in ihr tödliches Schicksal hinein. Und wie die Ideen der Revolution, dem neuen Weltbild, das alle gleich und ebenbürtig machen sollte, zerfällt die Bühne in ihre Einzelstücke und lässt hinter ihre Fassade blicken, wo zuhauf die Toten liegen. "Sollen einige hundert Leichen uns hindern, sie zu machen?", fragt Frank Roeder in der Rolle des Saint-Just und hängt damit der Unnachgiebigkeit Robespierres an und zieht gleichermassen in Worten die Grenze zu Danton, der in seinem Handeln und Sprechen selbiges Denken verneint.
Klaus Rohrmoser zeigt einen lebenshungrigen Danton, einen Menschen mit Prinzipien, die er aber nicht über die Menschlichkeit per se (auch das Laster und die Sünde gehören dazu) stellt, und bildet mit Michael Pink als kämpferischen, aber feinsinnigen Camille und Johannes Nikolussi als treuen Philippeau einen glänzend schauspielerischen Gegenpart zu dem grandiosen Gerhard Kasal in der Rolle des von Eifer und Patriotismus zerfressenen Robespierre.
Ein durch alle Kriterien hervorragender Theaterabend!