TIROLER TAGESZEITUNG
   
Tiroler Landestheater bringt vier Premieren innerhalb von neun Tagen

An den beiden kommenden Wochenenden steht dem Tiroler Landestheater eine wahre Premierenflut ins Haus, wie aus einer Präsentation am Donnerstag in Innsbruck hervorging.

Innsbruck (APA) -Den Anfang macht am kommenden Samstag im Großen Haus eines der berühmtesten Schauspiele des 20. Jahrhunderts: Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht". Am 15. März folgt das Kinderstück "Hexe Hillary geht in die Oper", tags darauf hat die Kammeroper "Häftling von Mab" ihre Uraufführung ehe am 17. Antonio Salieris "Falstaff" den Premierenreigen abschließt.

Für die Inszenierung von "Endstation Sehnsucht" ist Schauspieldirektors Klaus Rohrmoser verantwortlich, die Übersetzung stammt von Bernd Schmid. Den Regisseur reize "der geradezu animalische Lebenshunger der Figuren" und "die überbordende Sinnlichkeit, der man Zügel anlegen muss". Die Aufführung will mit New-Orleans-Jazz die Südstaaten-Atmosphäre Amerikas und ihre Kulturkrise deutlich machen; die Ausstattung besorgt Bettina Munzer. Außer weiteren Vorstellungen am 11.,16.,21., 22. März und 4.,10. April gibt es eine Schulvorstellung am 19. April.

"Hexe Hillary geht in die Oper" heißt das Kinderstück mit Musik von Peter Lund, das als "mobile Produktion" für Fünf- bis Zehnjährige konzipiert wurde und bereits vor der Premiere am 15. März nicht weniger als 80 Mal an Schulen in Tirol restlos ausverkauft ist. Für Herbst ist eine Wiederaufnahme vorgesehen. Diese, laut Regisseurin Judith Keller, "lustvolle Verführung für Kinder, in die Oper zu gehen", in der verhext und gezaubert wird, wird von Helfried Lauckner als eine Art "Opern-Zaubermärchen" ausgestattet und ist mit Kräften aus dem Sprech- und Musiktheater besetzt. Buchungen und Informationen unter: Theaterpädagogik 0512/52074-358.

Ein intensives Opern-Wochenende bringt am 16. März in den Kammerspielen die Uraufführung einer Kammeroper des Südtiroler Komponisten Eduard Demetz. Sie heißt "Häftling von Mab" und ist ein Auftragswerk des Tiroler Landestheaters; das Libretto schrieb der bereits mit mehreren Literaturpreisen bedachte Innsbrucker Autor und Schauspieler Klaus Händl. Dirigent der mit viel Schlagzeug, Elektronik und ungewöhnlichen Instrumenten angereicherten Partitur ist Dorian Keilhack.

Regie führt der Innsbrucker Norbert Mladek, der das Stück als Traumspiel bezeichnet, in dem es um Träume von Freiheit und Unfreiheit geht und der Titel als eine Metapher zu verstehen ist, die gedanklich an eine imaginäre Figur aus Shakespeares "Romeo und Julia" anknüpft. Bettina Munzer zeichnet für die Bühne, Julia Libiseller für die Kostüme verantwortlich. Weitere Vorstellungen gibt es am 20. März, 3., 5. und 12. April. Anlässlich der Österreichischen Theatertage in Salzburg wird das Stück als Beitrag des Tiroler Landestheaters am 2. Juni in Salzburg aufgeführt. Eine Matinee am kommenden Sonntag dient in Anwesenheit von Autor und Komponist zur Einführung.

Die Oper "Falstaff", aber diesmal die selten gespielte von Antonio Salieri, bereichert den Shakespeare-Spielplan von Intendantin Brigitte Fassbaender ab Sonntag, den 17. März, als konzertante bzw. "halbszenische" Aufführung in italienischer Originalsprache mit deutschen Übertiteln. Die 1799 in Wien uraufgeführte Oper des damaligen Hofkapellmeisters, die deutliche Mozart-Anklänge zeigt, bietet dem Ensemble sieben Gesangspartien; Solisten, Chor und Orchester werden von Leif Klinkhardt, der auch die Rezitative begleitet, vom Cembalo aus dirigiert. Die szenische Betreuung hat Fassbaender selbst übernommen, die Ausstattung dazu liefert Michael D. Zimmermann. Die Rarität wird nach der Premiere noch am 20. März sowie am 3. und 12. April gespielt.
2002-03-07 13:09:50
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