30.09.2000 Tiroler Landestheater Innsbruck
Der zerbrochne Krug
Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist

Regie:
Klaus Rohrmoser

Bühne:
Karl Heinz Steck
Kostüme:
Andrea Kuprian-Maier

Ein Kupferstich, "Der Richter oder Der zerbrochne Krug", war Anlaß zu einem Wettstreit zwischen Kleist und seinen Literatenfreunden. 1803 diktierte Kleist einem Freund die ersten drei Szenen, um zu beweisen, daß man sein Talent für Komik zu Unrecht bezweifelt hatte. 1806 vollendete er sein Lustspiel über den kahlköpfigen und klumpfüßigen Dorfrichter Adam, der in dem Prozeß der Witwe Marthe Rull Recht sprechen soll: ein wertvoller Krug ist in der Kammer ihrer Tochter von einem Unbekannten zerbrochen worden, es geht um die Ehre der Jungfrau. Und dann gibt es da noch ein ungewöhnliches Beweisstück - eine Perücke - und eine Spur im Schnee. Der Teufel höchstpersönlich scheint seinen Pferdefuß in das Dorf gesetzt zu haben.
Zutage treten Korruption und Macht-mißbrauch. Adam verhört die Parteien und mißdeutet die Indizien, um die ihm bekannte Wahrheit zu vertuschen. Dabei sind die Manöver, mit denen er seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen sucht, nicht nur witzig, sondern aberwitzig. Seine Lügen-gebäude rühren durch ihren Detailreichtum an jene Verwirrung, die am Grunde der Welt liegt. Die heile Welt ist brüchig geworden. Gerechtigkeit ist nirgends.

ADAM: Denn jeder trägt Den leidgen Stein zum Anstoß in sich selbst.
LICHT: Nein, sagt mir, Freund! Den Stein trüg jeglicher-?
ADAM: Ja, in sich selbst!
LICHT: Verflucht das!


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