Premiere: 30. September 2006
Tiroler Landestheater Innsbruck:

Hexenjagd von Arthur Miller

Regie bei diesem spannenden Psychothriller führt Schauspielchef Klaus Rohrmoser. Die Aktualität des Stücks liegt für ihn auf der Hand. Mit der Thematisierung von Gehirnwäsche und Verhetzung biete "Hexenjagd" eine breite Projektionsfläche für die gegenwärtige politische Realität. "Das Ziehen von Parallelen überlasse ich dem Zuseher", erläutert der Regisseur.

Mit Günter Gräfenberg (Richter Danforth)
Lukas Lobis (Herr Proctor)
Judith Keller (Ehefrau Elisabeth Proctor)

Der alles vernichtende Sog der Hysterie
In seinem Drama "Hexenjagd" ließ Arthur Miller der Massenhysterie im kolonialen Amerika freien Lauf.
Tiroler Tageszeitung auszugsweise von Birgita Juen

Bilder: Larl.
wienerzeitung.atDer bösen Mädchen Liebeswahnsinn
Letzten Samstag hob sich erstmals der Vorhang für eine Klaus Rohrmoser-Inszenierung "Hexenjagd" (Arthur Miller) am Tiroler Landestheater.
Das Stück, das der amerikanische Dramatiker unter dem Eindruck des Mccarthyismus 1953 geschrieben hat, und das nicht ohne die blutige Vorgeschichte des Hexenwahns im Mittelalter und der kirchlichen Inquisition gedacht werden kann, aber auch die heute fast hysterisch um sich greifende Terrorangst vorwegnahm, schildert auf historischem Grund eine Verleumdungs- und Verfolgungsgeschichte aus dem Jahre 1692: In der Stadt Salem werden nahezu 150 Menschen von einer Gruppe Mädchen der Zauberei und Buhlschaft mit dem Teufel bezichtigt und von einem weltlichen Gericht innerhalb eines Jahres teils zum Tod am Strang, teils zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Die Anklage geht soweit, auch bei den Verhören mit Hinrichtung zu drohen, und schafft dadurch ein Klima, in dem die Wahrheit weniger wiegt, als jede mutwillig auferlegte Schuld und Strafe, und die Furcht vor der grausamen Gerichtsbarkeit schon als ein Beweis für ein Verbrechen gilt.
"Sie haben gestanden", sagt Richter Danforth, in der mondänen Darstellung Günter Gräfenbergs. "Kein Wunder, wenn sie für's Leugnen gehängt werden", antwortet John Proctor (intensiv: Lukas Lobis).
Überhaupt sind alle Rollen großartig besetzt, wenngleich einige neben den beiden erwähnten besonders glänzen: Judith Keller, die Elisabeth Proctor leise und zerbrechlich nach außen, aber innerlich gefestigt und tief gläubig darstellt. Eleonore Bürcher, die die sanftmütige Rebecca Nurse gibt. Dietrich Schlederer, der den streitsüchtigen Giles Corey lebendig macht. Und Thomas Lackner, der mit seiner Darstellung des John Hale einen Geistlichen spielt, der wie das Gewissen des gesamten Stücks wahre Gerechtigkeit will. Wunderbar sind zudem das Bühnenbild von Helfried Laukner und die Kostüme von Andrea Kuprian.

Mit diesem Stück jedenfalls, diesen Schauspielern und der handwerklich einwandfreien, wie beherzten und oftmals subtil geführten Regie von Schauspieldirektor Klaus Rohrmoser hat das Tiroler Landestheater ein literarisches und künstlerisches Meisterwerk auf seine Bühne gebracht.--------Einwandfrei. ungekürzt von Martin Kolozs
Proctor, dargestellt von Lukas Lobis, ist der Held des Stückes. Aus der Flut der Ereignisse kommt er "gereinigt und gestärkt heraus", beschreibt Lobis die Wandlung seiner Figur.

Proctor und seine betrogene Ehefrau Elizabeth (Judith Keller) finden in der Entscheidung für Gewissen und Ehrgefühl zu ihrer Liebe zurück. Hierbei treffen sie eine Wahl, die in Wahrheit keine sei, so Judith Keller: "Ist das Gerechtigkeitsempfinden tief genug, stellen sich viele Fragen nicht." Für Judith Keller beschrieb Miller "den langen Weg einer Beziehung, die als große Liebesgeschichte endet".

Tiroler Tageszeitung
auszugsweise von Birgita Juen