RICHARD III.
Richard III: Obsession und Machtmissbrauch von Winfried W. Linde
Wenn der Graf von Richmond (Francesco Cirolini) nach gewonnener Schlacht den Frieden verkündet, dann endet zwar das Spiel im Großen Haus des Tiroler Landestheaters, nicht aber das Nachdenken: Trotz vom Schnürboden kommender Halbtoter, trotz abgetrennter Köpfe und verpackter Geschlechtsteile, trotz Überflusses an roter Blutfarbe - Shakespeares "Richard III" (von
Klaus Rohrmoser beispielhaft psychologisch gespielt, im zweiten Teil des Abends dann über sich hinauswachsend in eine Dimension der Selbstaufgabe) ist ein aktuelles Stück. Das durch die Regie Michael Gampes die akute Gegenwart widerspiegelt. Denn dem Richard des 15. Jahrhunderts ist wie den "demokratischen" Richards unserer Zeit jedes Mittel recht, um an die Macht zu kommen: Aggression und Manipulation, Verbreitung von Angst und Entsetzen. Gampe scheut Effekte nicht, letztlich sorgt aber auch seine Gegenwarts-Musikwahl dafür, dass letztlich die Erkenntnis entsteht, dass in dieser Welt noch immer eine Schar von "Richards" das Sagen hat. Und die Wahrheit, dass die wirklich Starken in der Gesellschaft zu allen Zeiten die Frauen waren. Und nebenbei: Die Rolle der Geschlechtsneutralen der Kirche ist durch die Besetzung der Rolle des Erzbischofs von York durch Johanna Lindinger dezent provokant angedeutet.
Das Bühnenbild von Karl-Heinz Steck und die Kostüme von Erika Navas verstärken die Gegenwartsnähe. Steck verengt nicht, öffnet den ganzen Raum wie in ein Parlament und nach oben - Hierarchie und Obsession andeutend.
Zu den starken Frauen: Dem Bruder- und Freundes-Mörder Richard bietet allein seine Mutter, die Herzogin von York, Widerpart: Eleonore Bürcher zeichnet ein facetten- und emotionsgeladenes Bild einer Frau, das am Premierenabend Zwischenapplaus hervorrief. Agathe Taffertshofer als Elisabeth, deren Mann ermordet wurde, gibt den Zwiespalt zwischen Macht und Auflehnung beeindruckend wieder, Sinika Schubert die unterdrückte Anna ebenso. In der Rolle des Hastings ist der Richard-Darsteller der Siebziger-Jahre zu sehen - Oswald Fuchs, wie immer beeindruckend präsent. Rohrmoser Sohn Nino gibt mit Bernhard Wolf eine Talentprobe, Christian Dolezal, Stefan Riedl, Lukas Lobis, Heinz Fitz, Michael Arnold, Gerhard Kasal, Frank Roeder - wie alle anderen eines ausgezeichneten Ensembles: Macht und Machtlosigkeit spiegelnd.
Das Publikum war begeistert.
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Landestheater feierte einen markanten "Richard III."
Das Große Haus des Tiroler Landestheaters hat mit der Samstagpremiere von William Shakespeares Tragödie "Richard III." einen überzeugenden Erfolg gefeiert.
Innsbruck (APA) - Regie, Bühne, Kostüme, Licht und das 25-köpfige Schauspielensemble fanden sich zu einem tempo- und einfallsreichen, dynamischen Spiel um die blutigen Mechanismen eines zerstörerischen Machtkampfes zusammen, vor dessen historischem Hintergrund die Zeitlosigkeit des Stoffes beklemmend deutlich wurde.
Schon das imposante Bühnenbild von Karl-Heinz Steck atmet archaische Größe: Das in die Tiefe der Bühne ragende schwarze amphitheatralische Oval schafft die atmosphärischen Voraussetzungen für das düster-spannungsreiche Geschehen, das dem abgründigsten und zugleich meistgespielten der Shakespeare'schen Königsdramen innewohnt.
Mordlust, Blutrausch, Machtgier werden zur Obsession, die den missgestalteten Herzog von Gloucester zu einem wahren Killermonster macht: Dieser Outlaw, dessen rücksichtsloses Streben allein der Königskrone gilt, verlangt einen Charakterspieler von besonderen Fähigkeiten. Schauspieldirektor Klaus Rohrmoser wirft seine ganze schöpferische Energie in die sprachlich wie darstellerisch markante Gestaltung dieser Rolle, einer wahren Inkarnation des intellektuellen Bösen, der jeden gegen jeden ausspielt und in seinem zynischen Kalkül auch noch die Frauen seiner Mordopfer zu erobern vermag. Eine große Leistung.
Um Richard herum ein vitales Männerensemble, aus dem Christian Dolezal als stürmischer Desparado Tyrrel, Oswald Fuchs als alter Lord Hastings, Günter Gräfenbergs König Edward IV., Frank Roeders Buckingham, Gerhard Kasals Catesby, Günter Lieders Lord Mayor facettenreich herausragen. Von den Damen fesselt vor allem Eleonore Bürcher mit ihrer eindringlichen Charakterstudie der greisen Königinmutter, deren elementarer Zornausbruch zuletzt sogar den missratenen Richard erschreckt. Den kleinen Prinzen Nino Rohrmoser und Bernhard Wolf aber gehören die ganzen Sympathien des Publikums.
Regisseur Michael Gampe, der die Schlegel-Übersetzung wählte und selbst für das Tiroler Landestheater eingerichtet hat, setzt in seiner geradezu "klassischen" Inszenierung, die dennoch nicht blutrünstiger Drastik entbehrt, auf Dynamik und Tempo der Abläufe, auf die Kraft der Sprache, worin ihm das Ensemble großteils zu folgen vermag; er weiß aber auch die Schaulust zu befriedigen, etwa mit effektvollen Feuerkünsten, mit den prächtigen Kostümen von Erika Navas, den Licht- und Farbwirkungen und der suggestiven Kraft der Musik. So formt sich ein Theaterabend von dramatischer Wucht, für den das Publikum mit großem Jubel dankte.
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PREMIERE - Richard III. am Landestheater
William Shakespeares "Richard III" hat am Samstag am Tiroler Landestheater Premiere. Regisseur Michael Gampe zeigt Richard als einen charismatischen Hasardeur, dessen radikale Einsamkeit ihn auf einen rücksichtslosen und unbeirrbaren Weg führt.
Macht bestimmt Richard's Weg: Richard III hat am 17. Jänner im Großen Haus des Tiroler Landestheaters Premiere. Der Stoff aus dem Richards Träume sind, ist ein einfach gewebter. Mit kaltem Kalkül dreht sich sein Leben um die Macht. Unbeirrbar geht der Königssohn seinen Weg und mordet sich in der Thronfolge ganz nach oben. Hässlich, mit einem körperlichen Gebrechen ist er auch der Einsame, nie Geliebte, dem nur dieser eine Weg offen bleibt.
Passage aus dem Stück - Richard: "Was für eine schöne Welt.
Wer ist so blöd und sieht nicht meine plumpe Machenschaft?
Doch wer so kühn und sagt, dass er sie sieht?"
Schwarz, grau und silber
Die Bühne ist schwarz. Schwarz, grau und silber sind auch die Farben, die Richard und seinem Gefolge zugeordnet sind. Gampe bedient sich nicht moderner Kleider, um darauf hinzuweisen, dass dieser Stoff von ewiger Gültigkeit ist.
Regisseur Michael Gampe: "Tatsache ist, dass uns Shakespeare hinter die Kulisse der Macht blicken lässt. Dieser Einblick ist ein tragisch-komischer. Die plumpen Machenschaften, wie sie alltäglich auch in der Tagespolitik stattfinden, die sind auch zum Lachen."
"Wie das Besteigen des Mount-Everest": Als Richard von Glouchester steht Klaus Rohrmoser auf der Bühne. Einer der seltenen Auftritte des Innsbrucker Schauspieldirektors. Richard zu verkörpern, sei für einen Schauspieler wie den Mount-Everest zu besteigen, meint Rohrmoser. Rohrmoser hat der Rolle auch sein dichtes Kopfhaar geopfert.
Klaus Rohrmoser: "Dieser Richard ist ja sehr ein ungehobener Schatz, den jeder Schauspieler, der ihn spielt, wieder für sich neu finden muss. Es ist eine sehr zwiespältige Figur und er setzt alles auf eine Karte."
Richard - schillernd und facettenreich: Rohrmoser verkörpert einen facettenreichen, schillernden Richard, der auf dem Boden einer Zeit gewachsen ist, die grausam und menschenverachtend ist, wie er.
Richard ist schneller, stärker und härter als der Rest seiner Welt und so ist er eine Figur, die dem Theaterpublikum nicht gleichgültig bleiben kann - ein Spieler, der die Sympathien auf seiner Seite hat, denn seinen Weg geht er zumindest mit letzter Konsequenz.
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Theater & Lesung - Richard III. Tiroler Landestheater, Großes Haus Rennweg 2 A - 6020 Innsbruck - Inhalt
Auftritt Richard III, dieser „bloody dog“ aus dem Hause York, der grausamste Herrscher während der englischen Rosenkriege. Richard Gloster, von der Natur benachteiligt, von der königlichen Familie seines Bruders abhängig, will um jeden Preis nach oben. Seinem Plan, die Herrschaft an sich zu reißen, ordnet er alle menschlichen Beziehungen, jede seiner Handlungen und alle seine Talente unter. Er spielt mit den anderen, die selber zwar ihre Intrigen spinnen, aber nicht so weit gehen wollen wie er. Mord und Heirat sind die Karrieremittel. Und er kennt sich selbst sehr genau; er weiß, daß er ein Verbrecher ist, und er ist es mit Vergnügen.
Shakespeares The Tragedy of Richard the Third, 1592 geschrieben, zeigt einen Virtuosen des Bösen, dessen Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Der Herzog, der König werden will, ist ein zynischer Karrierist und erbarmungsloser Verächter der Menschen, die er beherrscht. Er weiß, daß Menschen Instrumente sind, die man spielen kann, er verfügt über das Timing, über die kalkulierte Emotion. Die Treue, die in diesem Stück so oft gebrochen wird, beschwört er ständig. Und dieses Spiel mit dem wankenden Vertrauen, mit der Verlogenheit, der Doppelbödigkeit macht ihn schier unbesiegbar – bis der Zenit erreicht ist.
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